Irrationale Ängste

Die Angst, verrückt zu werden, ist so verbreitet bei der Depersonalisationserkrankung, dass sie als ein Grundsymptom bezeichnet werden kann. In eine ähnliche Richtung geht die Angst davor, Stimmen zu hören oder schlimme Dinge zu tun (etwa Kinder zu missbrauchen).

Ängste, die Betroffene erleben, können aber auch unmittelbar mit dem Depersonalisationsgeschehen zusammenhängen. Ein Beispiel hierfür wäre die Angst, innerlich zu zerfallen und sich aufzulösen oder vollkommen in das „Nichts“ hineinzukippen und nie mehr daraus auftauchen zu können. Auch die Angst, an einer schwerwiegenden Gehirnerkrankung, etwa Alzheimer, zu leiden, hängt unmittelbar mit der Symptomatik der Depersonalisationserkrankung zusammen. Auch die Angst vor dem Aufwachen aus der Depersonalisation kann Betroffenen große Ängste bereiten.

Andere Ängste hängen mit dem Zusammensein mit anderen Menschen zusammen. Etwa die Angst, in der Öffentlichkeit die Kontrolle zu verlieren und „auszuflippen“. Oder Angst, vor anderen zu stürzen oder zu versagen. Oder die Angst davor, nicht adäquat handeln zu können.

Auch die Angst, selbst nicht real zu sein und in einer lediglich eingebildeten Welt zu leben, versetzt viele der Betroffenen in große Angst. Es gehört wohl zu den schlimmsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann, zu glauben, dass weder man selbst noch die Welt real ist.

Ängste können mit Zwangsgedanken oder auch Zwangshandlungen verbunden sein. Etwa sich selbst zu verletzten, andere Menschen zu verletzen, ständig sich selbst zu kontrollieren, innerlich zählen oder andere Rituale ausführen zu müssen und vieles andere. Ängste können sich bis hin zu Panikattacken steigern.

Manche Betroffene erleben Ängste, die für sie so überwältigend und unaushaltbar sind, dass sie das Bedürfnis haben, ihren Kopf gegen die Wand zu schlagen, oder krampfen und sich schütteln zu müssen.

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Angstbewältigung in der Psychotherapie kann im Groben in zwei verschiedenen Richtungen geschehen. Handelt es sich um eine sehr konkrete und realistische Angst, etwa der Angst davor, vor anderen Menschen zu versagen, dann stellt die Konfrontation ein wirksames Mittel zur Bewältigung der Angst dar. Konfrontation bedeutet, eben jene Situationen aufzusuchen, die man aus Angst ansonsten vermeidet und die auftauchende Angst auszuhalten. Im Lauf der Zeit stellt sich eine Gewöhnung (Habituation) ein, so dass die Situationen weniger angstbesetzt werden. Am besten erstellt man im Vorfeld hierzu eine Angsthierarchie, in der man die eigenen Ängste ordnet. Dann beginnt man mit Situationen, die nur wenig Angst hervorrufen, z.B. in der Vorlesung eine Frage zu stellen, bis man schließlich bei den Situationen angekommen ist, die die größte Angst hervorrufen, etwa ein Referat vor anderen zu halten.

Nicht alle Ängste, die Menschen mit Depersonalisation erleben, sind allerdings solche konkreten und realistischen Ängste. Viele Betroffene erleben irrationale Ängste, die sich nicht an bestimmten Situationen festmachen und die noch dazu wie aus dem Nichts heraus auftauchen. Bewusste Konfrontation führt hier oft nicht zur Gewöhnung, da den Betroffenen meistens ohnehin nichts anderes übrig bleibt, als die Angst auszuhalten. Als hilfreicher stellt es sich für viele Betroffene heraus, den eigenen Ängsten mittels Entspannungstechniken oder auch Ablenkung zu begegnen. Wer etwa in der Nacht bei Dunkelheit ohne Licht nicht schlafen kann, weil er oder sie glaubt, dann Stimmen zu hören, erfährt nur selten eine Erleichterung, wenn er oder sie diese Angst in der Dunkelheit tapfer aushält. Besser ist es in so einem Fall, dann tatsächlich Licht zu machen und die Angst mittels Autogenem Training oder Progressiver Muskelrelaxation oder auch einfach durch Ablenkungen wie Lesen oder Musik hören, abzuschwächen.